Am 11.08. wurden die schwer mit Campingausrüstung, Ersatzkleidung und Proviant beladenen Kajaks vom MKG-Bootshaus zum Neckar gebracht und genau um 10:00 Uhr starteten Helga 1, Gisela, Armin, Richard, Gerhard, Kurt, Roland und Dieter zu ihrer großen Tour.
Auf dem Rhein stießen verabredungsgemäß noch 4 Kanuten vom KC-Mannheim dazu, wobei hier unser aktiver Präsident des BKV, HaJo mit Elke, Hartmut und Andreas, der Jüngste im Bunde mit gerade mal 30 Jahren zu nennen wären. Es war geplant, unterwegs bei befreundeten Kanuvereinen zu übernachten, was sich natürlich auch finanziell bemerkbar machte.
Schon nach der Wormser Straßenbrücke erlebten wir die erste Überraschung: auf dem Wasser befand sich ein Ölfilm, der die Paddel glitschig machte. Bei der ersten Pause rief ich die Wasserschutzpolizei an, die danach mit dem Hubschrauber nach dem Verursacher suchte. Nach unserer Pause war das Wasser wieder relativ sauber und wir konnten unser erstes Ziel, das Guntersblumer Bootshaus ohne weitere Zwischenfälle erreichen. Hier konnten wir beide Ehepaare in den vorhandenen Zimmern schlafen, alle anderen bauten ihre Zelte auf.
Am nächsten Tag war die Etappe kleiner, wir konnten daher schön am Hofgut Langenau rasten und vespern. Ein aufziehendes Gewitter verzögerte dann aber die Abfahrt und später paddelten wir bei strömendem Regen und Gegenwind nach Mainz zu unserem Treffpunkt mit dem Rest des Vereins, wo weitere 7 MKG-Mitglieder bereits warteten um die besonders schöne Mittelrheinstrecke von Mainz bis Koblenz im Mannschaftskanadier mit zu fahren.
Hier folgt ein Bericht von Christa über diesen Teil der Tour:
Die Rheinfahrt
Regen, nichts als Regen auf der Autobahn nach Mainz. Und dies sollte der Beginn unserer ersten Wanderfahrt mit der MKG sein?
Unsere Begeisterung war nicht sehr groß, aber wir hatten uns zu der Fahrt mit dem Kanadier angemeldet und es sollte uns das schlechte Wetter auch nicht aufhalten. Wie heißt es: Es gibt kein schlechtes Wetter, nur falsche Kleidung und für gute Kleidung hatten wir gesorgt.
In Mainz wurden wir von dem Rest der Gruppe erwartet. Auch deren Stimmung hatte unter dem Regen gelitten, mussten sie doch z.T. im Regen ihre Zelte aufbauen. Wir hatten es da besser, denn zur rechten Zeit hörte der Regen auf und so konnten wir einigermaßen trocken unsere Siebensachen verstauen. Im Bootshaus der KF- Mainz konnten wir bei guter Stimmung den Abend ausklingen lassen. Auch Walter H. und Richard waren wieder eingetrudelt, nachdem sie den Bootsanhänger nach Koblenz überführt hatten. In dieser Nacht war der Sternenhimmel einmalig, man konnte Sternschnuppen sehen und das Wetter versprach einen schönen Samstag. Das war auch so. Am nächsten Morgen krochen alle (fast) in aller Herrgottsfrühe aus ihrem Lager. Strahlender Sonnenschein! Gerhard , unser "Chef" traute seinen Augen kaum, denn die Gruppe saß fast vollzählig um 7.30 Uhr beim Frühstück. Ich glaube, das ist bei der MKG einmalig.
Bis um 10.00 Uhr sollten die Zelte abgebaut, die Utensilien verstaut und die Boote auf dem Wasser sein. Das war bei den Einer- und Zweier-Kajaks nicht so schwierig – aber beim Kanadier? Das ganze Gepäck von 7 Leuten sollte in den Kanadier passen? Es passte! Walter, unser Steuermann, verstaute das Gepäck gekonnt und zum Schluss hatten wir (Dieter, Gabi, Helga III, Walter S. Christa, Moni und Walter H.) auch noch Platz, und zwar ganz bequem.
Pünktlich gingen wir auf das Wasser und selbst Jürgen, der erst am Morgen zu der Gruppe stieß, schaffte es dank Dieters Hilfe.
Der Rhein war an diesem Morgen friedlich, wenig Schiffverkehr und unser Steuer-bzw. Schlagmann sorgten ganz ordentlich für Tempo. Mit der Zeit machte sich die ungewohnte Bewegung in den Armen bemerkbar und dabei hatten wir doch erst ein paar Kilometer von den zu fahrenden 55 km hinter uns. Eine Strecke, die ziemlich eintönig war. Aber dann kam Eltville mit seinen schönen Häusern, Prachtbauten reicher Weingutbesitzer und kleinen Fachwerkhäusern, einer Eisenbahnlandschaft gleich. Rechts grüßte das Rheingaugebirge mit seinen Rebhängen und das alles eingetaucht in Sonne. Weiter ging die Fahrt und der einsetzende rege Schiffsverkehr bereitete uns Abwechslung, denn die Wellen waren super und Walter lenkte das Boot gekonnt immer an die richtigen Stellen. Dabei vergaß er aber auch nicht, uns anzutreiben – paddelt mehr rechts, schlaft nicht ein- es gibt noch keine Mittagpause usw. Dabei wurden unsere Arme immer länger und wir müder. Und dann war sie endlich da, die ersehnte Sandbank, und zwar bei Rüdesheim mit Blick auf das Niederwald-Denkmal.
So richtig zum erholen dachten wir, das haben wir verdient nach 27 km paddeln. Aber nein, ausruhen gibt es nicht, wir haben ja noch sooooo viele Kilometer vor uns. Zum Essen reicht es und dann ab in die Boote. Es war eine kurze Rast, einigermaßen erholsam. Dafür konnten wir bei der nächsten Rheinbiegung den Mäuseturm bewundern. Schon stand er da, vom Boot sieht er ganz anders aus als vom Ufer. Aber nach dem Mäuseturm kommt das Binger Loch. Von vielen gefürchtet wegen der Felsen die im Wasser liegen aber gut umsteuert von unserem Steuermann.
Weiter ging die Fahrt, das Rheintal wurde nun enger und die Wellen höher. Links grüßte die Burg Reichenstein, auch Bacharach mit der schönen Burg zeigte sich von seiner sonnigsten Seite, rechtsrheinisch bewunderten wir die Burg Gutenfels. Und dann war sie da, mitten im Rhein, die Pfalz bei Kaub. Schön, mächtig, eingepackt in Netze, weil sie renoviert wird. Natürlich wollten wir uns die Pfalz näher ansehen, dazu hat man ja nicht alle Tage Gelegenheit. Und so setzten wir, trotz großer Strömung, zum Anlanden an, hatten allerdings mit den großen Wellen des Passagierschiffes ,,Goethe" nicht gerechnet als wir mit viel Schwung ans Ufer wollten, und mit der großen Steinplatte, die vor dem Ufer lag, auch nicht. Also saßen wir mit unserem Kanadier auf der Steinplatte und es gab weder ein vor noch zurück, sondern nur Hektik. Paddelt vorwärts, paddelt rückwärts, kontert hier, kontert da, nichts lief mehr.
Und Gerhard, am sicheren Ufer amüsierte sich prächtig, schoss ein Foto nach dem anderen. Na ja, wer den Schaden hat…. Aber dann, dann kam die nächste Welle und schwupp die wupp waren wir erlöst und hatten wieder Wasser unter dem Kiel. Von der Pfalz besichtigen war dann keine Rede mehr, uns war die Lust ziemlich vergangen.
Auch Armin und Gisel hatten ihre liebe Not mit den Wellen. Ihr Zweierkajak war so schwer beladen, dass man bei hohem Wellengang das Boot kaum noch sah. Nur zwischendurch hörte man von Gisel ,,ich bin klatschnass". Den Loreleyfelsen, von Gisel gefürchtet, weil sie schon schlechte Erfahrungen gesammelt hatte, haben wir bei ruhigem Wasser passiert, waren doch zu dieser Zeit keine größeren Schiffe mehr unterwegs. Eigentlich war ich ein bisschen enttäuscht, hatte ich mir doch mehr Action vorgestellt.
In St. Goarshausen, am Campingplatz, landeten wir gegen 17.oo Uhr an. Wir waren zwar sehr müde, aber es war ein schöner Paddeltag, der uns bestimmt lange in Erinnerung bleibt. Unsere Zelte waren schnell aufgebaut und eingerichtet, und so konnten wir abends gemütlich essen gehen und den Tag am Lagerfeuer, das Richard entfacht hatte, ausklingen lassen.
Und nachts? Ja nachts wurden wir von den Fahrgästen der zurückkehrenden Schiffe unterhalten, die sich den "Rhein in Flammen" in Koblenz angeschaut hatten. Aber was war gegen Morgen? Tropf, tropf, tropf, es fing zu regnen an. Wird unser Uraltzelt wohl wasserdicht sein? Es war! Es war auch noch wasserdicht, als der Regen immer stärker wurde. Es gab kein gemeinsames Frühstück, jeder musste für sich alleine in seiner Behausung frühstücken. In einer kleinen Regenpause packten wir unsere Siebensachen zusammen, verstauten alles wieder in die Boote und ab ging die Post. Zuvor musste jeder noch seinen Obolus im Camperbüro – sprich Großzelt von Helga und Gerhard – entrichten, damit dieser die "Geschäfte" mit der Platzverwaltung abwickeln konnte.
Heute waren 33 km angesagt, Gott sei Dank keine so große Strecke, denn es fing gleich, nachdem wir auf dem Wasser waren, zu regnen an. Es goss in Strömen, zuerst mal ohne Unterbrechung. Der Rhein hatte super Wellen, auch wenn weit und breit kein Schiff zu sehen war. Dafür hatten wir Gegenwind, und zwar ganz ordentlich. Walter, unser Steuermann, war gefordert und Moni half ihm mit, den Kanadier auf Kurs zu halten. Aber ehrlich gesagt, es war ganz toll, Walter hat die Wellen gesucht und die höchsten gefunden – richtig schön.
Von der idyllischen Landschaft, die sich rechts und links des Rheins auftat, sah man an diesem Vormittag kaum etwas. Allerdings stellten wir fest, dass unser Kanadier eine magische Anziehungskraft hatte. Mal tanzte Kurt vor uns herum um sich überfahren zu lassen, dann hatten Gisel und Armin noch nicht genug Wasser im Boot sondern wollten von uns versenkt werden, Roland kreuzte auch immer auf und wollte keinen Abstand halten – kein Wunder, seine Frau saß ja bei uns im Boot- und Jürgen hatte auch Sehnsucht nach dem KaBra. Und Gisel und Armin? Ja die Beiden wurden heute von einer Welle auf eine Kiesbank gesetzt und von der nächsten wieder abgeholt obwohl Gisel meinte, sie müsste nachhelfen und ausstieg. Aber dann war die Welle doch schneller als sie. Und was war das Resultat: sie war wieder mal klatschnass.
In Boppart, bei der Rudergesellschaft. machten wir Mittagpause und so stiegen wir bei strömendem Regen aus den Booten, nass von oben, nass von unten. Unsere Taschen waren natürlich so gut vergepackt, so dass die meisten die falsche Tasche erwischten; Zeit zur Auswahl hatte man bei diesem Regen nicht. Wir hatten trotzdem ein gutes Vesper, jeder hat irgendetwas dazu beigetragen und die freundliche Wirtin kochte uns noch Kaffee. Der Handtrockner auf der Toilette musste herhalten, wir konnten uns nicht nur damit wärmen, sondern auch unsere Sachen einigermaßen trocken bringen.
Dem Himmel sei Dank, zur rechten Zeit hörte der Regen auf und wir konnten einigermaßen trocken in unsere Boote und die Wirtin um 13.30 Uhr das Bootshaus schließen. Doch kaum waren wir auf dem Wasser ging es mit dem großen Regen weiter, so dass wir auch an diesem Nachmittag von der zauberhaften Landschaft wenig sahen und sie noch viel weniger genießen konnten. Gerhard machte uns noch auf drei Kamine am Horizont aufmerksam, die zu einer Glühweinfabrik gehören sollten. Der Spaßvogel, aber Glühwein, ja den hatten wir gut gebrauchen können. Nur woher nehmen?
Die Marksburg kam in Sicht und es hörte auf zu regnen, so dass wir uns die schöne Burg einigermaßen entspannt anschauen konnten. Auch die zwei Burgen der feindlichen Brüder begrüßten uns rechtsrheinisch mit den zwei dazwischenstehenden Mauern, eine höher als die andere -was es so alles gibt. Und dann war auch schon die Lahnmündung in Sicht und unsere Tour neigte sich dem Ende zu. Wir konnten uns entspannen und die wenigen Kilometer ohne Regen nach Koblenz paddeln. In Koblenz schien sogar die Sonne zur Begrüßung und wir wurden von den Kameraden, die schneller waren als wir, in Empfang genommen.
Es hieß nun unsere Siebensachen zusammenzutragen, trockenes Zeug anzuziehen, Boote verladen und dann mit der Bahn bzw. dem Pkw über Mainz, unserem Ausgangspunkt, nach Hause zu fahren. Wir, das waren unser Steuermann Walter mit seiner Moni, Armin und Gisel, Helga III und Walter und Christa von der MKG, Hajo und Elke vom KCM. Der Rest der Gruppe durfte den Rhein noch bis Emmerich genießen – viel Spaß.
Der Abschied fiel uns nicht allzu schwer, denn es regnete wieder.
Teilnehmer:
Kanadier MKG : Walter und Monika Hald, Helga Mildenberger, Gabi Brauch, Dieter Gerbich, Walter und Christa Satzke
Kanadier KCM: Hajo und Elke Popken
Weitere Teilnehmer in den Kajaks:
Gerhard und Helga Maier, Gisela und Armin Cordt, Jürgen Bär, Roland Mildenberger, Kurt Gerbich, Richard Wartenberg, alle MKG
Hartmut Krahn und Andreas Schillinger, KCM
Fahrtenleiter: Gerhard Maier, MKG
Csa.
Ab Koblenz verkleinerte sich die Gruppe wieder und so fuhren wir wieder als 10er Gruppe mit 8 Männern und 2 Frauen unserem Ziel an der holländischen Grenze entgegen. Als Ersatz für Cordts und Popkens, die in Koblenz aufhörten, kamen Gabi und Jürgen dazu.
Bis Sinzig war es immer noch regnerisch, aber kurz nach dem Drachenfels im Siebengebirge bei Bonn schien auch wieder die Sonne und es waren farbenfrohe Bilder zu sehen wenn Tausende von Pilgern aus aller Welt am Rhein mit bunten Fahnen und fröhlichen Liedern auf den Lippen in Richtung Köln pilgerten.
Diese Pilgerscharen waren in den 2 Tagesetappen von Bonn nach Köln und von Köln nach Düsseldorf unsere ständigen Begleiter. Da wir am Tag vor dem Papstbesuch Köln passierten war der Rhein zwar noch nicht gesperrt, aber gut abgesichert. So wurden wir von 2 Sturmbooten mit schwarz gekleideten SEK´s umkreist und beobachtet bis wir den ”kritischen“ Bereich in Köln verlassen hatten.
In Köln lernten wir auch Frank von den Rheinbrüdern Karlsruhe kennen, der von Karlsruhe bis zur Nordsee wollte und seine Gepäckfahrt im "Kendo", einem kleinen Wildwasserboot durchführte. Obwohl das sicher kein ideales Tourenboot ist legte er Strecken bis über 100 km am Tag zurück. Vermutlich hat er deswegen auch den Spitznamen "Duracell"
Die Fahrt führte weiter auf dem sich nach Norden windenden Rhein vorbei an Hüttenwerken, Chemiefabriken und Hafenanlagen. Interessant war für alle, dass der Rhein ein richtig schöner Fluss ist und in weiten Bereichen Kiesstrände aufweist, die an unser Strandbad erinnern. Die Fabrik- und Hafenanlagen sind aus der Paddlerperspektive nur teilweise zu sehen und in ihrer Ausdehnung wesentlich kleiner als im Bereich Mannheim-Ludwigshafen. Nachdem Duisburg passiert war wurde der Rhein breiter, der Schiffsverkehr nahm zu. Hier zeigte sich, dass wir alle gut vorbereitet auf diese Tour gingen, denn wir hatten die Schulungen mit der Wasserschutzpolizei mitgemacht, bei denen über das richtige Verhalten auf den Wasserstraßen referiert wurde. Als Paddler ist man auf dem Rhein in einer ähnlichen Situation wie ein Radfahrer auf der Autobahn, nur die Geschwindigkeit der Schiffe ist langsamer als die der Autos.
Nach 10 Tagen ohne Pause hatten wir die 428 km zurückgelegt, die Tagesetappen waren zwischen 32 und 53 km lang. Für uns alle (mit Ausnahme von Richard) war dies die erste große Gepäckfahrt überhaupt oder nach jahrzehntelanger Pause.
Mit Ausnahme vom Campingplatz in St. Goarshausen waren wir überall bei Kanuvereinen auf dem Gelände und wurden überall nett begrüßt und behandelt.
Nach Mannheim fuhren wir zu 8 mit 2 Sonderfahrkarten für insgesamt 60¤ mit der Bahn zurück und holten am nächsten Tag mit Gabis Auto und dem MKG-Anhänger alle Boote und die in Emmerich gebliebenen Kameraden Dieter und Kurt zurück.
Am Abschiedsabend im Bootshaus des KV- Emmerich gab es dann auch nur eine wichtige Frage: wann und wo findet die nächste große Fahrt statt?
Aktiv sein im Alter, das ist, wie hier bewiesen wurde, beim Kanuwandern möglich, alle waren zu Recht stolz auf ihre erbrachte Leistung.
mai