Hier gibt es einen ersten Kurzbericht von der Urlaubsgepäckfahrt auf Fulda und Weser. Ein ausführlicher Bericht mit Bildern folgt im nächsten „AHOI“.
Samstag, 14. Juli,
Vortour auf der Fulda von Rimbach nach Bad Hersfeld, 26 km
Wegen der vorangegangenen Regenperiode finden wir einen hohen Wasserstand und starke Strömung vor. Das Blätterdach von Büschen und Bäumen ist bedrohlich nahegerückt. Dazu kommen umgestürzte Bäume und abgebrochenen Äste. Wir müssen unser ganzes technisches Können einsetzen und im Slalom all diese Hindernisse zu umfahren.
Sonntag, 15. Juli
Erste Etappe von Bad Hersfeld bis Rotenburg, 24 km
Zwei Canadier und sieben Kajaks gehen aufs Wasser, das noch mal um ca. 20 cm gestiegen ist.
Teilweise ist die Fulda übers Ufer getreten und hat Nebenarme gebildet. Die voll beladenen Boote sind nicht einfach zu dirigieren. Sicherheitshalber paddeln wir mit ausreichendem Abstand und teilen die Gruppe. Wie schon gestern passiert, treibt auch heute wieder ein Canadier quer am Baum, doch richtige Reaktion verhindert die Kenterung. Aber es bleibt spannend und es macht Spaß im Slalom die Fulda hinunter zu fahren. Einen sintflutartigen Regenschauer wettern wir unter einer Brücke ab.
Montag, 16. Juli
Zweite Etappe von Rotenburg nach Melsungen, 30 km
Wieder regnet es morgens und wir ziehen es vor unser Frühstück im Gastraum des Campingplatzes einzunehmen. Die Schleuse Rotenburg ist außer Betrieb, doch können wir sie aufgrund des hohen Wasserstandes gut mit den Bootswagen umfahren. Noch ein bisschen mehr Wasser und wir hätten die Schleuse sogar mit dem Boot umfahren können. Weiterhin halten wir uns an die Sicherheitsmaßnahmen. Herzlicher Empfang beim WSV-Melsungen. Unter der großen Marquise haben alle Platz und wir verbringen einen gemütlichen Abend bei spanischem Wein.
Dienstag 17. Juli
Dritte Etappe von Melsungen bis zur Fuldaschleife, 16 km
Wieder regnet es und nach dem Frühstück unter der Marquise ist die Besichtigung Melsungens, einem Traum in Fachwerk, angesagt. Die Schwierigkeiten auf dem Fluß nehmen allmählich ab und der Wasserstand ist so hoch, dass wir viel von der umgebenden Landschaft sehen können. Der Campingplatz Fuldaschleife überrascht uns mit einer hervorragend ausgetüftelten Slipanlage, mit deren Hilfe wir die schweren Canadier an einer Winde aus dem Wasser ziehen können.
Mittwoch 18. Juli
Vierte Etappe vom Camping „Fuldaschleife“ bis ins Zentrum von Kassel, 23 km
Unsere Gruppe ist nun zusammengewachsen, alles läuft wie selbstverständlich, die gemeinsame Abfahrt, das Packen ohne Hektik, der Fahrtrhythmus auf den Regenrhythmus abgestimmt. Durch Zuflüsse wird die Fulda breiter und mächtiger. Wir haben Spass am Wehr und der Schleuse Cuxhagen. Die Einfahrt ins Stadtgebiet von Kassel ist lang und von viel Wassersportaktivitäten geprägt. Wir nehmen Quartier beim KSK-Kassel, schön gelegen auf der Schleuseninsel. Den Geräuschpegel der Großstadt nehmen wir dabei in Kauf.
Donnerstag 19. Juli, Ruhetag in Kassel.
Der erste Tag ohne Regen. Sehenswürdigkeiten sind die Kunstausstellung „Documenta“ und das Wahrzeichen Kassels, die Herkulesstatue mit einzigartigem Blick über die Stadt. Auch ein Besuch im nahegelegenen ehemaligen Untersuchungsgefängnis „Elwe“ ist interessant. Hier sind 100 Gefängniszelle zu Gästezimmern umfunktioniert und im Innenhof ist ein Biergarten eingerichtet. Vom Verein KSK erhalten wir große Anerkennung dafür, dass wir so unerschütterlich und wetterresistent unsere Gepäckfahrt durchführen. Man erzählt uns auch, dass die Existenz der Stadtschleuse in Gefahr ist und wir unterschreiben Protestkarten, die irgendwann beim Verkehrsminister Ramsauer landen werden.
Freitag 20 Juli
Fünfte Etappe von Kassel nach Münden, 26 km
Die Stadtschleuse gegenüber wartet schon auf uns und schaltet sofort auf Grün.
Dann geht es weiter durch schöne Waldlandschaften mit häufig mehr als acht Stundenkilometern, wie unsere GPS-Geräte messen. Die nächste Schleuse funktioniert vollautomatisch. Bei Fehlbedienung könne es passieren, dass man in der Schleusenkammer drei Stunden auf Hilfe warten muß, so die Auskunft in Kassel. Bei uns klappt es und wir sind schnell im Unterwasser. In Hann. Münden dominieren Fachwerkbauten und im Zentrum eine imposante Wehranlage.
Samstag, 21 Juli
Sechste Etappe, von Münden nach Gieselwerder, 29 km
Die letzten Teilnehmer der Gepäcktour sind eingetroffen und wir sind nun komplett, so dass wir eine zweite Eröffnungszeremonie vornehmen.
Die Wehranlage Hann. Münden bietet eine Schleuse und eine kombinierte Fischpass-Bootsrutsche. Der Wasserstand der Fulda ist noch so hoch, dass das Wasser der Bootsrutsche teilweise in den Fischpass überläuft. Aus Sicherheitsgründen entscheiden wir uns gegen die Bootsrutsche und rufen die Schleuse an. Über Umwege, nämlich dem WSA-Worms erfahren wir dann auch, dass unsere Schleusungen positiv aufgenommen werden, da, wie überall, auch das WSA vom Personalabbau bedroht ist. Am Weserstein bringt die Werra noch mal eine Menge Wasser und ab jetzt sind wir auf der Weser unterwegs. Auf dem Campingplatz Gieselwerder bewundern wir abends das Fest der Weserbeleuchtung. Tausende von kerzenbeleuchteten Holzschiffchen treiben die Weser hinab und ein Feuerwerk bildet den Abschluß.
Sonntag, 22. Juli
Siebente Etappe, von Gieselwerder nach Höxter, 40 km
Morgennebel über dem Fluß verkündet einen schönen Tag. Endlich können wir in der Sonne frühstücken und die sauber gewaschene Natur genießen.
Pause gibt es heute in Bad Karlshafen, der weißen Hugenottenstadt, die so ganz anders aussieht, als die hessischen Fachwerkstädte.
Montag, 23. Juli
Achte Etappe, von Höxter zum Camping Rühler Schweiz, 39 km
Der Sommer kehrt zurück und es wird sehr schnell heiß, zu heiß, so dass sich eine Dreiteilung der Etappe anbietet, nämlich mittags Vesperpause in Holzminden und nachmittags eine Kaffee bzw. Bierpause in einem Gartenlokal.
Als wir von der Vesperpause zurückkehren ertönt ein großer Schrei. In einem der Canadier hat es sich ein großer, dicker Frosch bequem gemacht, doch bevor Walter, der Experte in Sachen Kriechtieren, zu Hilfe eilen kann, sucht der Frosch mit einem großen Sprung das Weite. Wir paddeln durch die herrliche Landschaft der Rühler Schweiz mit Bergen, Felsen und viel Landwirtschaft.
Dienstag, 24. Juli
Neunte Etappe, vom Camping Rühler Schweiz nach Hameln, 28 km
Wir paddeln heute zügig durch, weil wir vom Ordnungsamt in Kassel informiert wurden, dass die dort abgestellten Autos abgeholt werden müssen. So machen sich die betroffenene Fahrer gleich nach der Ankunft in Hameln auf den Weg zu Bahnhof. Der Kanuclub Hameln ist stark frequentiert von Paddlern und Radfahrern.
Mittwoch, 25 Juli, Ruhetag in Hameln
Die einen nutzen den Tag, um ihre Autos aus Bad Hersfeld zu holen, die meisten jedoch sind in Hameln aktiv, schauen sich ein kostenloses Freilichtstück über die berühmten Hameler Ratten an, oder sitzen beim Ambrosiuswirt und amüsieren sich über seine Scherze und Witze.
Donnerstag, 26. Juli
Zehnte Etappe, von Hameln nach Rinteln, 29 km
Unermüdlich trägt uns die Weser abwärts, wir leben sozusagen in einer Parallelwelt. Draußen, jenseits der Ufer, geschäftig und hektisch, spielt sich die Alltagswelt ab. Diese berührt uns schon lange nicht mehr. Wir bewegen uns als homogene Einheit wie in einem abgeschlossenen Korridor in unserer eigenen, entschleunigten Wasserwelt. In Rinteln ist es nachts noch sehr warm und der beleuchtete Marktplatz verströmt mediterranen Flair.
Freitag, 27. Juli
11. Etappe, von Rinteln nach Minden, 41 km
Die letzte Etappe ist noch mal extrem heiß, mittags im Biergarten gibt es eine Anerkennung für die Fahrtenleitung und die Froschverleihung an den betroffenen Canadier. Für die Übernachtung sind wir angemeldet beim TV-Jahn, der ein schönes großes Gelände bietet. Schwarz kündigt sich ein Unwetter an und beinahe hätte es zu guter Letzt noch großen Schaden gegeben, als eine gewaltige Windböe einen Canadier in die Luft wirbelt. Es bleibt zum Glück bei verbogenen Zeltstäben. In Minden ist Schützenfest. Hunderte von Schützen, wohl aus der ganzen umliegenden Gegend bevölkern in ihren Trachten die Innenstadt und wir suchen lange, bis eine noch geöffnete Gaststätte genügend Platz bietet.
Samstag, 28. Juli
Die Heimfahrt
Eine harmonische Fahrt mit Zeltgepäck auf Fulda und Weser fand ihr Ende. Alle kamen staufrei nach Hause. Die Gruppe hat viel erlebt, mehr als in diesem kurzen Bericht Platz findet und es hat allen gut gefallen.
Text und Bilder: Bernd H.